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.Ichliebe es dafür, dass es die Welt kleiner gemacht hat.Leider sind an den vielen Segnungen, die die Digitalisierung unsgebracht hat, Deutsche nur in Ausnahmefällen beteiligt.Wenn dieEntwicklung so weitergeht, wenn Indifferenz, Ignoranz und Ablehnunggegen dieses Medium hierzulande nicht bald verschwinden, werden wirvollends den Anschluss an das digitale Zeitalter verlieren.Dann wird daseinstige Hightech-und Ingenieursland Deutschland zwar vermutlich auchkünftig hervorragende Autos und Industrieanlagen herstellen, aberweiterhin keinerlei gestaltenden Einfluss auf die Informationsrevolutionausüben, die derzeit die Welt verändert.Im Moment sieht es nicht gutaus: Es gibt bei uns keinen einzigen namhaften Hersteller von Elektronikfür Endverbraucher mehr, es werden keine Handys und keine Computermehr unter deutscher Ägide produziert, und auch in Sachen Softwarehaben wir mit Ausnahme von SAP weitgehend den Anschluss verloren.Deutsche Internetangebote von globaler Bedeutung existieren, von Xingeinmal abgesehen, nicht.Die laut dem Internet-StatistikunternehmenAlexa wichtigste deutsche Webseite, was Zugriffszahlen undReichweiten angeht, ist das deutschsprachige NachrichtenangebotSPIEGEL ONLINE.Die Dienste und Angebote, die das Netz derzeitprägen und den Löwenanteil der Zeit binden, die Menschen damitverbringen, stammen fast ausnahmslos aus den USA.Das ist nicht alleineinem Versagen deutscher Politik geschuldet: Die Faktoren, die dabeieine Rolle spielen, reichen von der universitären Ausbildung überFinanzierungsmöglichkeiten und Förderung bis hin zur deutschenKrankheit der Behäbigkeit und Risikoscheue.Doch es wird uns nicht vorden Auswirkungen des digitalen Wandels bewahren, wenn wir einevirtuelle Mauer um Deutschland ziehen und nur noch hereinlassen, wasder aktuellen Regierungskoalition genehm ist.Wenn die deutscheGesellschaft nicht aufhört, digitale Technologie entweder als Bedrohungoder als nützliches Überwachungsinstrument im Dienste der Abwehrrealer oder imaginärer Gefahren zu betrachten, werden wir sehr balderstaunt in einer Welt aufwachen, die uns nicht mehr braucht.Kein Zweifel: Das Internet enthält viele Dinge, die nicht liebenswert,sondern verabscheuungswürdig sind.Kinderpornografie;Bombenbauanleitungen; Versammlungsorte für Menschen mitEssstörungen, Selbstmordabsichten, abseitigen sexuellen Fantasien,terroristischem Hintergrund; grauenvolle Bilder verstümmelter, sexuellerniedrigter oder getöteter Menschen; triviale, langweilige, dämliche,rassistische, antisemitische, sexistische, menschenverachtende Texte imÜberfluss.So viel kommunikative Freiheit, wie das Netz sie derzeitbietet, ist immer auch gefährlich.Ein Konsens über akzeptable Inhalte, über das richtige Ausmaß anFreiheit für das Internet ist nicht in Sicht und er wird sich auch niemalsherstellen lassen.Das Moral- und Geschmacksempfinden vonSittenwächtern aus Dubai, Deutschland, China, Schweden und den USAunter einen Hut zu bringen ist ein utopisches Unterfangen.Wenn mansich auf eine internationale Zensurinfrastruktur einigen sollte, um dasNetz sauber zu halten, an wessen Empfinden sollte sich dasSauberkeitsregime orientieren? An den USA, was Gewaltdarstellungenangeht, und an Schweden, was den Sex betrifft? Oder umgekehrt?Es ist aber auch klar, dass sich für viele Straftatbestände eininternationaler Konsens herstellen ließe: Auf eine klare, unzweideutigeHaltung zu Themen wie Betrug, Mord, Diebstahl, Hehlerei oderMenschenhandel könnten sich die meisten Regierungen auf diesemPlaneten einigen wenn man es denn einmal versuchte.Auslieferungsabkommen, Interpol und internationale Kooperation beider Verbrechensbekämpfung gibt es auch jetzt schon, warum sollte dasfür Verbrechen, die mit dem Internet im Zusammenhang stehen, nichtebenfalls funktionieren?In einer globalisierten Welt sind viele Dinge schwieriger als früher, unddas Internet als das erste tatsächlich globale Medium macht diesesProblem besonders deutlich sichtbar.Was nicht heißt, dass es nicht zulösen wäre.Es gibt auch Beispiele, dass das funktioniert: AufVideoplattformen wie YouTube beispielsweise findet man praktischkeine Pornografie: Die Geschäftsbedingungen der Betreiber untersagendas Hochladen solchen Materials, und wenn es entdeckt wird, von denBetreibern oder von Nutzern, kann das mit einem Mausklick gemeldetwerden, was in der Regel eine zügige Löschung zur Folge hat.Konsequente Plattformbetreiber können in Zusammenarbeit mit einerkooperativen Nutzergemeinschaft einfach und augenscheinlich effektivStandards durchsetzen.Auch was den Umgang mit professionellen Verbreitern abscheulichenMaterials angeht, ist mehr möglich, als die Politik uns in denvergangenen Jahren glauben machen wollte.Das zeigte zum Beispieleine Studie der Universität Cambridge: Die Forscher fanden heraus, dassgemeldete Phishing-Seiten, die Bankdaten ausspähen sollten, im Schnittnach wenigen Stunden aus dem Netz verschwanden während Seitenmit Kinderpornografie oft noch einen Monat nach der Meldung im Netzstanden.Die Effektivität solcher Säuberungsmaßnahmen hänge nichtzuletzt »von den Anreizen für Organisationen ab, dafür angemesseneRessourcen zur Verfügung zu stellen«, schlussfolgerten die Autoren ausihren Ergebnissen.Die Zusammenarbeit von Providern undPolizeibehörden international zu verbessern ist keine leichte Aufgabe,aber sie ist zweifellos lösbar
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