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.Leider ging diese goldene Zeit meiner Karriere, ohne dass ich es auch nur merkte, mit Chodorkowskis Verhaftung im Oktober 2003 zu Ende.Er war einer derjenigen, gegen die wir vorgegangen waren, und ich hatte damals das Gefühl, dass sei ein weiterer Schritt hin zur Lösung des Korruptionsproblems.«153Trotz allem wurde das Jahr 1999 für Yukos und Chodorkowski zu einer Art Trennlinie, hinter der die erste Phase dieses so besonderen russischen Kapitalismus zurückblieb, der so viel angelastet wird, in der so viele Fehler gemacht wurden und an die alle Beteiligten so ungern zurückdenken.Die jungen Wölfe hatten überlebt, waren erwachsen geworden und hatten begriffen, dass nun die Zeit gekommen war, nach Regeln zu spielen.Michail Chodorkowski: »Ab der zweiten Jahreshälfte 1999 wurde es deutlich leichter.Wir hatten nicht nur die Krise überwunden, sondern auch uns selbst.Ich war nun absolut sicher, dass sich das Unternehmen erfolgreich entwickeln würde.Die wesentlichen Veränderungen oder zumindest die Richtungen für diese Veränderungen waren bereits angelegt oder sogar vollzogen.Jetzt konnten wir uns erst einmal umsehen.«Mitte August 1999 übernahm Putin den Vorsitz der Regierung und löste damit Sergej Stepaschin ab, der Jelzins Vertrauen verloren und sich nur drei Monate auf dem Posten des Premierministers gehalten hatte.Stepaschins Vorgänger aber, Jewgeni Primakow, ein kluger, listiger und starker Politiker sowjetischer Prägung, war nach acht Monaten im Amt in den Ruhestand geschickt worden.Da er in der Bevölkerung sehr beliebt war, galt er Jelzin und seinem Umfeld als ernstzunehmende Bedrohung bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen.Primakow war schon vor seiner Zeit als Premierminister recht bekannt: Von 1996 bis 1998 war er Außenminister in Jelzins Regierung gewesen und hatte davor fünf Jahre lang den Auslandsgeheimdienst geleitet.Primakow hatte sich mit dem Moskauer Bürgermeister Juri Lushkow zusammengetan und das Wahlbündnis »Vaterland – ganz Russland« geschmiedet, für das er auch einige einflussreiche Gouverneure gewinnen konnte.Im August 1999 sprachen ganze 55 Prozent der Bevölkerung in Meinungsumfragen dem Ex-Premierminister ihr Vertrauen aus.80 Prozent der Befragten bedauerten seinen Rücktritt vom Amt des Premierministers.Das war eine starke Referenz für die nächsten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen.Gegen ihn wurde nun ein anderer Silowik in Stellung gebracht, nur jünger und »aus den eigenen Reihen«.Jemand, der, wie man meinte, sich noch nichts hatte zuschulden kommen lassen und weder durch Beziehungen zu Oligarchen aufgefallen noch im Zusammenhang mit der Korruption in Erscheinung getreten war.Das Bild des jungen, gesunden, starken und ehrlichen Kerls mit der Tscheka-Vergangenheit – was nach einer von irgendwem erfundenen Legende ebenfalls eine Versicherung gegen schlechte Charaktereigenschaften sei, unter anderem gegen Raffgier –, sollte nun die Herzen der Russen erobern.Überzeugt hat die Kreml-Mannschaft, die Putin kürte, aus meiner Sicht wohl seine Loyalität gegenüber dem früheren Dienstherren, dem Petersburger Bürgermeister Anatoli Sobtschak.Jelzins näheres Umfeld setzte darauf, dass sich Putin denen gegenüber, die ihn nominierten und ihm den Weg ins höchste Amt des Staates bereiteten, genauso loyal verhalten würde.Zunächst sah es auch so aus, als würde die Rechnung aufgehen.Zu diesem Zeitpunkt standen 31 Prozent der Befragten dem kaum bekannten Putin positiv gegenüber, 37 Prozent gaben an, überhaupt nichts über den neuen Premier zu wissen.Noch beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2000 versetzte eine simple Frage der amerikanischen Journalistin Trudy Rubin – »Who is Mister Putin?« – sowohl Premierminister Michail Kassjanow, der anstelle des eigentlich erwarteten Putin die russische Delegation leitete, als auch Anatoli Tschubais154 auf dem Podium überraschenderweise in eine Schockstarre.Statt zu antworten, machten sie eine Pause, die sich so lange hinzog, dass ihre Verlegenheit weitaus vielsagender war und sich mehr einprägte als alles, was danach noch gesagt wurde.Leonid Newslin: »Ich erinnere mich an eine Episode, die auch mit den späteren Ereignissen zusammenhing.Wir hatten eine Bank namens Menatep Sankt Petersburg.Geführt wurde sie von Witali Saweljew, der heute die Aeroflot leitet.In unserem Finanzindustriesystem war das ein gewisser Vermögenswert, ein positiver, aber kein riesiger Aktivposten.Eines Tages also rief auf einmal ein gewisser Setschin in meinem Büro an, der um einen Termin für sich und Putin bat.Ich fragte Witali: Was sind das überhaupt für Leute? Damals waren sie gerade erst nach Moskau gekommen, nach Anatoli Sobtschaks Wahlniederlage.155Er sagte, das seien starke Leute, die in Petersburg viel Einfluss gehabt hätten und nun offenbar Bekanntschaft mit uns schließen wollten, weil sich ihre Interessen nach Moskau verlagert hatten.Mein Kalender war damals ziemlich voll, also sagte ich: ›Vielleicht später irgendwann.‹ Ich vereinbarte keinen Termin.Ich mag keine Treffen ohne Anlass, ohne Thema … Später stellte sich heraus, dass sie überhaupt versuchten, bei den Oligarchen einen Fuß in die Tür zu bekommen, nicht nur bei uns
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